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11. Internationaler Motorenkongress 2024
27.02.2024 – 28.02.2024 – Baden-Baden, Deutschland
Treffpunkt der Community für Antriebe und nachhaltige Kraftstoffe
28.02.2023 – 01.03.2023 – Baden-Baden oder via Live-Stream
Teilnehmer:
Dr. Christian Brenneisen
AUDI AG
Pierre Olivier Calendini
Aramco Fuel Research Center, Frankreich
Carsten Müller
Mitglied des Deutschen Bundestages
Dr. Markus Müller
DEUTZ AG
Jens Müller-Belau
Deutsche Shell Holding GmbH
Prof. Dr. Christian Beidl
TU Darmstadt
Dr. Wolfgang Bernhart
Roland Berger GmbH
Pierre Olivier Calendini
Aramco Fuel Research Center, Frankreich
Dr. Günter Fraidl
AVL List GmbH, Österreich
Christian Höllinger
Shell Austria GmbH, Österreich
Elmar Kühn
UNITI Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen e. V.
Jürgen Lehmann
Daimler Truck AG
Dr. Markus Müller
DEUTZ AG
Arne Philipp Siemens
AUDI AG
Dr. Frank-Steffen Walliser
Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
Autor: Marc Ziegler
Tagungsbericht vom 10. Internationalen Motorenkongress 2023 in Baden-Baden, Deutschland
Sektorübergreifende Sicht und Bewertung
Auf dem 10. Internationalen Motorenkongress in Baden-Baden wurde die Bedeutung des verbrennungsmotorischen Antriebs für den Personen- und Güterverkehr in einem defossilisierten Mobilitätsumfeld diskutiert. Neben der Weiterentwicklung von Aggregaten für die Nutzung nachhaltiger Kraftstoffe stand auch die Produktion der Energieträger im Fokus.
Prof. Peter Gutzmer, Herausgeber der ATZ/MTZ-Gruppe und Wissenschaftlicher Leiter des Kongresses, hob schon in seinen einleitenden Worten auf die Notwendigkeit einer sektorübergreifenden Sicht und Bewertung ab, die der Motorenkongress ermögliche. Dabei werde versucht, eine ganzheitliche Darstellung der Themen Energienutzung und Energiewandlung zu liefern. Der Kongress beschäftige sich bewusst exklusiv mit Themen rund um den Verbrennungsmotor in einem defossilisierten Energiesystem, in dem Wissen, dass Europa nicht energieautark werden könne. „Der Verbrennungsmotor ist Bestandteil der Zukunft, insbesondere unter Anwendung verschiedener gasförmiger und flüssiger CO2-neutraler Kraftstoffe“, sagte Gutzmer. Ganz besonders träfe das für Bereiche zu, die nicht oder nur unter enormen Anstrengungen elektrifiziert werden können. Neben der Luft- und Schifffahrt sind hier vor allem der Gütertransport auf der Straße, Bau- und Landmaschinen, aber auch leichte und mittelschwere Lkw sowie Pkw zu nennen, deren tägliche Fahrleistungen mit einer Batterieladung nicht zu bewältigen sind.
KEIN WIDERSPRUCH ZUR ELEKTROMOBILITÄT
„Für ein robustes und funktionales Transportsystem spielt der Verbrennungsmotor eine entscheidende Rolle“, betonte Prof. Christian Beidl von der TU Darmstadt und Fachlicher Leiter Nfz-Motorentechnologie des Kongresses. Fahrzeuge mit Hybrid- oder verbrennungsmotorischem Antrieb, die mit CO2-neutralen Kraftstoffen betrieben werden, hätten zudem den geringsten CO2-Fußabdruck aller Antriebsarten und böten weitere Effizienzpotenziale. Das Energiesystem entscheide über das Antriebssystem, wobei das Hochfahren der Produktion von E-Fuels keineswegs im Widerspruch zur Elektromobilität stehe. Dieser Ansicht pflichteten mehrere OEM-Vertreter bei. So verwies Dr. Frank-Steffen Walliser von Porsche auf die Doppel-E-Strategie des Unternehmens. Man setze sowohl auf E-Mobilität als auch E-Fuels, da der Kraftstoff sehr große Teile der bestehenden Infrastruktur nutzen könne. Seiner Auffassung nach hat die Dekarbonisierung viele Facetten, mit Bausteinen, die vor allem gemeinsam Synergien schaffen. Zugleich sollen 80 % der Porsche-Flotte bis 2030 elektrifiziert sein. Arne Philipp Siemens von Audi wies darauf hin, dass die Elektrifizierung der beständig wachsenden Bestandsflotte nicht ausreiche, um die Klimaziele zu erreichen, dafür benötige man E-Fuels. Zudem müsse die Lieferkette im Verkehr frei von fossilen Energien werden.
FAKTEN SCHAFFEN
Dass die Produktion klimaneutraler Kraftstoffe umsetzbar ist, zeigte Karl Dums, Senior Manager E-Fuels bei Porsche und Fachlicher Leiter des Bereichs Nachhaltige Kraftstoffe und Energie des Kongresses, auf. Im Dezember 2022 hat die Pilotanlage von Porsche, Siemens Energy und einer Reihe internationaler Unternehmen in Punta Arenas, Chile, die Produktion aufgenommen. Der Standort bietet laut Dums einen Kostenvorteil für erneuerbare Energie, die rund ein Drittel unter denen in Deutschland liegen. Den benötigten Strom liefern für die hohen Windgeschwindigkeiten in Patagonien ausgelegte Windkraftanlagen. Wasser für die Elektrolyse und CO2 seien vorhanden, obgleich die Anlage auch zeige, dass das Direct Air Capturing vorangetrieben werden müsse. In der zweiten Phase sollen dort bereits 500 Millionen l Kraftstoff erzeugt werden. Zwei weitere Anlagen in den USA und Australien sind bereits in der Planung.
WASSERSTOFFTECHNOLOGIEN
Über alle Kongressstränge hinweg ist auch auf dem Motorenkongress ein starker Trend hin zu Wasserstoff als kohlenstofffreiem Energieträger zu erkennen. Neben Nutzfahrzeuganwendungen werden auch Motoren für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge ertüchtigt, um das Gas nutzen zu können. Dabei stellen vor allem Einspritz- und Aufladesysteme eine Herausforderung dar, aber auch Materialverträglichkeit, Tribologie und Abgasnachbehandlung wurden diskutiert. Zudem wird die Herstellung von grünem Wasserstoff in großen Elektrolyseanlagen forciert. Christian Höllinger von Shell Austria zeigte eine Produktion am Beispiel der Holland-Hydrogen-I-Anlage im Hafen von Rotterdam. Hier entsteht ein 200-MW-Elektrolyseur, der mit Offshore-Windenergie betrieben wird und nach Fertigstellung 60 t Wasserstoff täglich produzieren soll.
ENTSCHEIDUNG PRO E-FUELS
Noch während des Kongresses zeichnete sich ab, dass E-Fuels und HVO in Deutschland zugelassen werden sollen. Natürlich wurde diese Entscheidung heiß diskutiert, hat sie doch direkten Einfluss auf die Planungssicherheit und den Hochlauf entsprechender Anlagen für CO2-neutrale Kraftstoffe. Die endgültige Umsetzung eines entsprechenden Gesetzes stand aber zu Kongressende natürlich noch nicht fest. Welche Auswirkungen die aktuellen Entwicklungen haben werden, ist noch unklar. Diese werden aber sicherlich auf dem 11. Internationalen Motorenkongress diskutiert, der am 27. und 28. Februar 2024 in Baden-Baden stattfindet.